Dienstag, 12. Juli 2016

Astana (07.07.-12.07.)

Nachdem wir uns Mittags am 6.7. In den Flieger nach Astana  (mit Zwischenstopp in Istanbul) gesetzt haben, erreichten wir früh morgens die "neue Hauptstadt". Das bedeutet 'Astana', da die Regierung 1997 die ursprüngliche, von Erdbeben bedrohte und wegen des Gebirges kaum zu vergrößernde Hauptstadt 'Almaty' an einen anderen Ort verlegte, nämlich in die kleine Provinzstadt Astana. Um dem Status einer Hauptstadt gerecht zu werden,  wurde so in den letzten 20 Jahren ein riesiges, pompöses Gebäude nach dem anderen gebaut.  Der Qualität nach zu urteilen ging es hier wohl v.a. um die Gesamtwirkung. Schaut man mal etwas genauer hin, fällt sofort auf, dass Vieles nur halbfertig ist. Hauptsache es hält. Aber gut, es musste ja auch schnell gehen. Bei den vielen Bauten bleibt nur leider nicht mehr viel Geld für die eigentlich wichtigen Dinge, hat man das Gefühl. Besonders in den kleineren Städten und am Stadtrand Astanas herrscht viel Armut. Ihren Präsidenten,  der seit 1991 im Amt ist, verehren trotzdem alle. Alljährlich ist der Geburtstag dessen das größte Fest im Land und im Wahrzeichen Astanas findet man seinen in Gold gedrückten Handabdruck. Wer seine Hand dort hineinlegt, dem ist großes Glück bestimmt.
Zum Glück sind die Kasachen selbst aber nicht so abgehoben.  Wir haben es bisher kaum erlebt, dass mit Ausländern so freundlich umgegangen wird wie hier. Sobald jemand merkt, dass man Hilfe gebrauchen könnte, wird sofort alles in Bewegung gesetzt. Obwohl auch hier nicht viele Menschen englisch sprechen, ist das Zurechtfinden und in Kontakt kommen daher ein Leichtes. So hatten wir bisher so manche nette Begegnung. Beispielsweise konnten wir im Supermarkt einmal nicht die Butterpackung dem richtigen Preisschild (kyrillisch...) zuordnen. Eine Lappalie, aber Robert hat einen Mann neben uns, der auch suchte, angesprochen. Der hat erstmal selbst versucht, fünf Minuten den Preis herauszufinden, bevor er dann mit der Butter durch den Laden lief und einige Minuten später mit dem richtigen Preis zurück kam. Oder hier im Hostel: Am ersten Tag hatten wir uns überlegt, schwimmen zu gehen am Strand von Astana (ein bisschen Sand hier am Fluss). Als die Tochter der Hosteleltern das mit bekam, wollte sie unbedingt mit. Klar,  dachten wir, kein Problem, wenn sie auch ein bisschen schwimmen will bei der Hitze, nehmen wir sie doch gern mit. Das Mädchen zeigte uns den Weg, erzählte uns was über die Stadt und als wir ankamen, verabschiedete sie sich plötzlich. Da erst begriffen wir: Sie ist einfach nur mitgekommen, um uns den Weg zu zeigen! Da waren wir baff. Es gibt viele andere Beispiele: Beim Ticketkauf für den Zug im unglaublich verwirrenden Bahnhof Astanas halfen uns zwei nicht englisch sprechende junge Männer. Der eine rief seine Schwester an, die gut englisch sprach und alles dolmetschte. Am Ende hielten wir tatsächlich unsere Fahrkarten in der Hand. Oder heute, als Stefan, jemand, den wir hier im Hostel kennen gelernt haben -aber dazu später mehr- auf der Suche nach einem Aufnäher (kasachische Flagge) für seine Hose war. Zufällig sahen wir einen Laden mit einem Nähmaschinen-Bild im Fenster. Rein und den Verkäuferinnen auf händisch und füßisch erklärt, was wir wollen. Den passenden Aufnäher gab's nicht, aber die eine Dame bat uns nach draußen. Sie führte uns in andere Läden und fragte jedes Mal nach unserem Anliegen. Beim dritten Mal hatten wir Glück. Die Flaggen (wir mussten dann natürlich auch eine mitnehmen) im Gepäck, verabschiedete sich die liebe Frau. Partout wollte sie kein Trinkgeld von uns annehmen. In Sachen Hilfsbereitschaft können wir uns von diesem Völkchen hier also so einiges abgucken...
Aber zurück zu uns: Wir haben die ersten drei Nächte in einem Hostel in der Südstadt, also dem neuen Teil Astanas verbracht und die letzten beiden im sowjetisch angehauchten Norden. Mit beiden Unterkünften hatten wir Glück. Es war (relativ) sauber, zentral, günstig und wieder mal mit netten Menschen die dort arbeiteten. Gewechselt haben wir nur, um noch mal einen anderen Eindruck von der Stadt zu gewinnen. Schon jetzt sind wir mit Österreichern, Koreanern, Holländern und Deutschen ins Gespräch gekommen.  Zuletzt haben wir Stefan kennengelernt. Sein Motto: Mit dem (Holz-)Fahrrad von Berlin nach Schanghai.  Die letzten beiden Tage saßen wir viel zusammen auf unserer Dachterrasse  (19. Stock mit Blick auf die Neustadt ) und haben seinen Erzählungen gelauscht... Schaut mal hier, falls ihr interessiert seid, was man auf so einer "Radtour" so erlebt.
Nun ist es 19Uhr und unser Zug nach Almaty geht auch schon in drei Stunden. Das kann noch eine spannende Nacht werden. Wir kommen voraussichtlich am 13.07. gegen 17:00 in Almaty an. Am 14.07. um 04:00 geht aber schon von Bishkek aus (Almaty-Bishkek: 270km) der Flug nach Ulan Bator. Also drückt die Daumen, dass der Plan aufgeht! Wer sich wundert, dass wir so eng geplant haben: Wir hatten zuerst den Flug gebucht und dachten, dass es kein Problem sei, innerhalb der nächsten Tage einen Zug nach Almaty zu bekommen. Gerne wären wir schon Samstag oder Sonntag gefahren.  Aber nein, es war alles ausgebucht. Unser Zug heute war der erste mit verfügbaren Plätzen...