Sonntag, 25. September 2016

Von Darwin ins Outback

Früh morgens haben wir australischen Boden betreten und nach einer kurzen Mütze Schlaf auf  dem Flughafen wollten wir unseren Camper abholen. Überall hieß es, dass sich die Autovermietung direkt am Flughafen befindet. Der erste Eindruck: genauso warm wie Indien, aber man kann die Luft voller Genuss einatmen, ohne das Gefühl zu haben, das sich Millionen von Staubteilchen auf der Lunge niederlassen und die Nase sich vor unangenehmen Gerüchen am liebsten verschließen würde. 😥 Zudem: kein Lärm hupender Autos und Stimmenwirrwarr. Einfach nur morgendliche Ruhe mit zwei/ drei Taxen am Ausgang.  Während wir uns über die fehlenden Auto- und Menschenmassen freuten, kam uns aber die Frage, wo hier bitteschön eine Autovermietung sein sollte. Fix Google gefragt und festgestellt: "direkt am Flughafen" bedeutet hier "in 12 km Entfernung". Nichts da mit einem kleinen Fußmarsch zu unserem Autochen! 🚕
Nachdem wir den Camper ohne besondere Vorkommnisse abgeholt hatten, wollten wir uns erstmal Darwin anschauen. Viel zu sehen gab es hier aber nicht.  Bedeutsam ist die Stadt keineswegs wegen ihrer Größe, sondern einfach weil sie die einzige mittelgroße Stadt (Einwohner) im Umkreis von mehr als tausend Kilometern ist. So blieb es dabei, dass wir uns mit Lebensmitteln eindeckten und einen kleinen Badestopp am Strand einlegten. Schon hier warnten Schilder vor den gefürchteten Jelly fishes (Feuerquallen, die aber etwas gefährlicher als die in der Nordsee sind und starke Verbrennungen sowie Ohnmacht verursachen). Eigentlich beginnt die Saison erst im Oktober, aber es kommt auch jetzt immer wieder zu Verbrennungen. Auch an den folgenden ~80% der Strände standen diese Schilder. Nicht selten mit einer Anleitung darunter, wie man bei einer Quallenverbrennung vorgeht und einer Flasche Essig daneben. Nach dem Motto "No risk no fun" eroberte Robert dennoch das traumhafte Wasser, während ich mich über die azurblaue Farbe vom  Strand aus freute. 😎













Am selben Tag fuhren wir dann noch ~200km in Richtung Kakadu-Nationalpark. An einem Campingplatz angekommen konnten wir es kaum glauben, als der Barkeeper uns erzählte, wo der Pool, die Duschen und die Stellplätze mit der besten Aussicht waren und damit endete, dass alles "for free" sei. War es auch. Normalerweise zahlt man für einen so ausgestatteten Platz rund 30 Dollar pro Nacht. Kostenlose Campingplätze gibt es auch, die haben dann aber auch "nur" Toilette und Grill zu bieten. Ein absoluter Glücksgriff für die erste Nacht also! 👍


























Im Kakadu-Nationalpark haben wir eine interessante Aborigine-Kulturstätte besucht, waren an einem Wasserfall und haben hunderte von freilebenden Kakadus gesehen. 🐦






































Am nächsten Tag begann dann unsere Woche des Fahrens auf dem Savannah-Way. Ziel: Das 3000km entfernte Cairns. So hieß es jeden Tag aufs Neue "Fahren, fahren, fahren..." Mag langweilig klingen, war es aber nicht. Zum einen konnten wir nach Indien mal so richtig entspannen und dabei die unendlichen Weiten, die Australien einfach ausmachen, spüren. Alle paar Hundert Kilometer veränderte sich die Landschaft. Von normalem Sand zu rotem Sand, von Flachland zu leichten Hügeln, von vereinzelten kleinen Sträuchern und Termitenhügeln  zu dichter bewachsenem Land. Outback ist eben doch nicht gleich Outback. Die Straßen sind davon geprägt, dass man kilometerweit geradeaus gucken kann; ca. alle 30 Minuten einem anderen Fahrzeug begegnet (die Hälfte davon sind Roadtrains, also LKWs mit bis zu vier Trailern und 53Metern Länge), aus denen immer freundlich gegrüßt wird 🙋, weil man einfach froh ist andere Menschen zu treffen; und dem Rechnen, ob man es mit der Tankfüllung wohl noch bis zur nächsten Tankstelle schafft. 😉 Leider tauchen auch immer wieder Tierkadaver am Straßenrand auf. Kängurus und Rinder haben den Roadtrains dann wohl doch nicht genug entgegen zu setzen....















































So verging unsere erste Australien-Woche und wir erreichten -dann doch glücklich über etwas mehr Zivilisation- die Ostküste. 🤗

Mittwoch, 21. September 2016

Singapur-Stopover

Nach inzwischen zwölf Stunden Reisezeit landeten wir in Singapur, von wo aus unser Anschlussflug weitere zwölf Stunden später starten sollte. Genug Zeit also für eine kleine Sightseing-Tour!
Wie in bisher jedem asiatischen Land fuhr uns die UBahn unkompliziert in die City. Ausgestiegen sind wir im Businessviertel, wo wir von Wolkenkratzern erdrückt zu werden drohten.












Von dort aus machten wir uns auf zur Marina Bay. Auf dem Weg staunten wir nicht schlecht über die Ordnung und Sauberkeit in dieser Stadt. Das komplette Kontrastprogramm zu den vorigen drei Wochen... 😉
Wir schlenderten entlang der Bucht mit Blick auf die gigantische Skyline,










... gingen an einem Abschnitt der Formel1-Strecke entlang,












...liefen über die Helix-Brücke













...und sahen uns das riesige "Marina Bay Sands" mit seinem überdimensionalem Pool auf dem Dach von unten an.












Auf Empfehlung eines Freundes besuchten wir "Gardens by the bay", einen künstlich angelegten, riesigen, exotischen Botanischen Garten. Sehenswert, wenn man in den Außenbereichen bleibt. Von den beiden Glaskuppeln mit Regenwald, bzw. Blütenmeer waren wir -wahrscheinlich auch wegen der unverschämten Eintrittspreise ein wenig enttäuscht.

















Und zack- zehn Stunden später erreichten wir Australien. Aber davon in Kürze mehr. 

Montag, 12. September 2016

Indien die Dritte

Um nach Kochi zu kommen, entschieden wir uns für eine fünfstundige Zugfahrt. Wir hatten uns gerade ein ruhiges Abteil ausgesucht, da rief jemand hinter uns: "No Sir, only ladies here!" Verwirrt verließen wir den Waggon und sahen von außen tatsächlich die Kennzeichnung, dass dieser Waggon allein für Frauen vorgesehen ist. Verrückt, dass es das wirklich noch gibt... Aber wir fanden auch woanders Platz. Der Zug war uralt, dreckig und klapprig.





Dennoch haben wir die Fahrt gut überstanden und sogar noch Leute kennengelernt. Unverständlich war es für sie, wie wir eine so große Reise unternehmen können ohne verheiratet zu sein. Man war leicht schockiert und fragte ob denn unsere Eltern damit einverstanden wären und wann wir denn gedenken würden den Bund der Ehe zu schließen. Noch verwunderter wurden die Gesichter, als wir unser Alter verrieten. Mitte 20 und noch nicht verheiratet! Für die meisten hier undenkbar. Dass es in Europa normal ist, unverheiratet zusammen zu sein stieß gar auf Unverständnis. Dennoch war es ein nettes Gespräch. Man teilte gebrannte Mandeln mit uns, wollte zur Hochzeit eingeladen werden und wir bekamen sogar ein Abschlussfoto.



In Kochi blieben wir zwei Tage. Die Hafenstadt, die sich auf mehrere Inseln verteilt, versprüht noch immer kolonialen Flair (zuerst waren es die Portugiesen, dann die Holländer). Hier stehen viele alte Villen in portugiesischer Architektur, im ehemaligen Judenviertel sind diverse Antiquitätenhändler und andere nette Läden ansässig. Generell ist die Stadt bekannt für seinen Gewürzhandel. Und die Hauptattraktion sind die riesigen chinesischen Fischernetze am Fort. Hier konnten wir es ein bisschen auf Touri-Art schlendernd und shoppend gut aushalten.




Hier gibt es keine Straßenhunde, hier gibt es Ziegen.

Hier wird Zuckerrohr gepresst. Der Saft ist sooooo lecker, und gar nicht so süß wie man denkt. 


Wie bisher in allen Städten ist uns auch hier aufgefallen, wie selbstverständlich hier Hindus neben Moslems neben Christen und teils Juden leben. Moscheen und Kirchen haben wir in Indien genau so viele gesehen wie Tempel. Wer hätt's gedacht?!

Wir wollten unbedingt noch auf eigene Faust mit einem Auto durchs Land fahren. Bald stellte sich aber heraus, dass das in Indien vollkommen unüblich ist. Autos werden einfach nicht vermietet. Wenn man damit unterwegs sein will und kein eigenes hat, muss man sich gleich einen Fahrer mit Wagen mieten. Damit hatten wir die Hoffnung eigentlich aufgegeben, dass unser Vorhaben klappen würde. Aber siehe da: Unser netter Hostebesitzer kümmerte sich und organisierte, dass wir das Auto seines Bruders für vier Tage haben konnten. Jackpot! Ein kleiner Suzuki Minibus wurde unser Gefährt. Und das KLEIN ist hier Programm ;).



Erster Halt war Marari Beach, ein riesiger weißer Sandstrand mit Palmen. Ein kurzer Badestopp, bei dem wir -ich in westlicher Bademontur und Robert mit seinen Dreds- Hauptattraktion für die Inder waren. Unser eigentliches Ziel war Aleppey, von wo aus man perfekt in die Backwaters, ein riesiges Netz aus Flüssen und Kanälen, starten kann. Wir buchten einen Tagestrip auf einem Kanu mit unserem eigenen Bootsmann/ Guide. Es war super interessant und sehenswert. Wir fuhren zwischen Reisfeldern hindurch, pflückten uns Bananenblätter als "natural plate", aßen bei Bekannten unseres Guides Mittag und begegneten immer wieder Kindern auf dem Weg von der Schule nach Hause. Sie fragten wieder und wieder: "Do you have a pen?" Wir erklärten schlechten Gewissens, dass wir leider keinen Stift dabei hatten und fragten uns, was sie wohl vor hatten mit einem Stift. Unser indischer Freund erklärte dann aber, dass die Kinder es seit der Kolonialzeit so gewohnt waren, dass Weiße ihnen was schenkten. Meistens eben einen Stift. Und so fragen sie noch heute....



Eins der Reisfelder



Wir sind da, wo der Pfeffer wächst. 




So schön die Backwater-Tour auch war, wir machten uns bald auf zur nächsten Station: die Teeplantagen von Munnar. In Serpentinen schlängelte sich die schmale Straße die 2000m hinauf. Unterwegs gab es immer wieder spektakuläre Wasserfälle zu bestaunen und Affen, die auf einen kleinen Snack der Touris hofften. Schon die Fahrt hatte sich somit voll und ganz gelohnt. 
Angekommen spazierten wir durch die gritzegrünen Teeplantagen.  Saftige grüne, wolkenverhangene Hügel soweit das Auge reicht. Wusstet ihr, dass Indien nach China der weltweit größte Teeproduzent ist? Wir fuhren noch einige schöne Viewepoints und Wasserfälle ab. Eine Nacht sind wir in Munnar geblieben, da wir anschließend schon wieder nach Kochi mussten, um das Auto pünktlich abzugeben.








Wir blieben die restlichen drei Tage im schönen Kochi und fielen dem Shoppingfieber zum Opfer. Am 6.9. abends  ging es dann per spontan gebuchtem, nen Appel und nen Ei kostendem Inlandsflug nach Chennai, von wo aus der Flieger nach Singapur startete. Aber darüber in den nächsten Tagen mehr. :)