Mittwoch, 27. Juli 2016
Eine Zug fahrt, die ist lustig
Fahrt mit der Transsib von Ulan Bator nach Peking
Aber jetzt von vorn: Am 21.7. morgens starteten wir in Ulan Bator unsere Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Schon am Gleis sahen wir fast ausschließlich Europäer. Dass die transsib mittlerweile so touristisch ist, wussten wir nicht. Wieder hatten wir ein Vierer-Abteil mit zwei Doppelstockbetten. Mit von der Partie: Timothy aus Australien und Alberto aus Spanien (aber in Brüssel lebend). Super Typen, mit deren Hilfe wir unser Englisch bestimmt um einiges verbessert haben.
Peking Tag 1
Mittags am 22.7. in Peking angekommen, ging es wieder mal auf Hostel Suche. Erster positiver Eindruck: Niemand läuft mit Mundschutz 😷 durch die Stadt! Und ja, man kann ohne sehr gut atmen. Wenn man nach oben schaut sieht man den Smog aber doch als grauen Nebel über der Stadt.🌫 Die Adresse führte uns in eine kleine Seitengasse mit winzigen schmuddeligen Läden (ein Obsthändler, ein Metzger, ein Hähnchenverkäufer, ein Schuhmacher), Meerschweinchen und Vögel in winzigen Käfigen, in Aquarien gestopfte Fische und Anwohner, die ihre Fleischration auf dem Straßenboden zerkleinerten. Malt euch den entsprechenden Geruch lieber nicht aus... Und hier sollte unser Hostel sein?! Tatsache. Glücklicherweise aber mit netter Einrichtung, gemütlichen Betten und nettem Personal. Einziges Manko: Badputzen heißt hier, den Wischmopp in die Toilette zu tauchen und damit über den Fußboden zu wischen... 😓 Am selben Abend haben wir uns noch einen Teil der Altstadt angeschaut. Der Charme der alten kleinen Häuschen wurde von Touri-Massen und diversen bunten Souvenirläden nur leider verwischt. Später sind wir noch auf den sogenannten drum- und den belltower gestoßen. (Früher ertönten hier wohl zu bestimmten Tageszeiten / Anlässen Melodien für die Pekinger) Auf einem Platz zwischen den beiden: zu chinesischer Musik tanzende Paare. 👫 Einfach so. Ohne Veranstaltung. Dazwischen spielende Kinder und plaudernde Erwachsene. Ein unerklärlich schöner, friedlicher Moment. Irgendwie magisch. ❤💫🎶
Peking Tag 2
Am 23.7. starteten wir -mit der Absicht, uns mit ein bisschen Brot und Obst für den Tag zu versorgen- einen Supermarkt-Besuch. Es roch wie in unserer Gasse und sah auch ähnlich aus. Jeder grabbelte die Fleischstücken durch, bevor er sich entschied, der Metzger hinter der Theke spuckt auf den Boden während er Dinge verwurstete...😨Ende vom Lied: Wir verließen den Supermarkt mit leerem Korb und flauem Gefühl im Magen. Unsere Entscheidung: Dem günstigen chinesischen Essen zum Trotz werden wir uns in den nächsten beiden Tagen von Fertigprodukten ernähren und uns bei westlichen Fastfoodketten durchfuttern. 😎 Hoffen wir, dass das in Thailand wieder ein Ende hat. Wir waren anschließend in der verbotenen Stadt und haben uns abends eine Akrobatik-Show angesehen. So halsbrecherisch, dass man richtig mitfiebern musste. Etwas Vergleichbares hatten wir vorher noch nicht gesehen, v.a. weil niemand gesichert war. Beispiel: Fünf Motorräder düsen gleichzeitig kreuz und quer in einer Metallkugel umher. Man sieht nur die Lichter, die sich wie zufällig blitzschnell durch die Kugel bewegen und denkt ,Nur ein kleiner Fehler, Jungs...'.
Peking Tag 3
Am 24.7. ging es zur chinesischen Mauer. Die Stimme des Guides (es war eine kleine aufgeregte Chinesin) haben wir noch jetzt zu gut im Ohr: "Blue bus, blue bus! We meet at 1:15. 1:15. At Mr. Yang for lunch. 1:15, 1:15 Mr. Yang!" Und das auf kaum verständlichem Englisch, mit nervtötender Stimme und endlosen Wiederholungen. Die Mauer selbst war aber wirklich sehenswert. Wir entschieden uns fast als Einzige für den Fußweg zur Mauer, statt für die unverschämt teure Seilbahn. Das bedeutete eine Stunde gefühlter Hochleistungssport. Es ging steil bergauf und das bei unangenehm hoher Luftfeuchtigkeit und 30°C im Schatten. ☉🌡 Oben angekommen waren wir zwar komplett nass, aber genossen die Aussicht umso mehr.
Den 25.7. nutzen wir nochmal, um von einem Park aus einen gigantischen Blick über die verbotene Stadt zu erhaschen und uns anschließend bei Pizzahut satt zu essen. Und schon ging es in Richtung Bahnhof. Die schon in Deutschland bestellten Zugtickets konnten wir hier super unkompliziert abholen. UBahn und Bahnhof sind sehr modern, organisiert und kontrolliert. Z.B. wird das Gepäck vor Betreten jeder UBahn-Station durchgescannt, genau so am Bahnhof, den man erst nach Gepäck-, Fahrkarten- und Passkontrolle betreten darf. Danach wurden wir in einen waiting-room weiter geleitet, in dem allein Menschen saßen die auch unseren Zug nehmen wollten. Eine unglaublich riesige, überfüllte Halle, von der es an diesem Bahnhof 13 gibt. Massenabfertigung... Obwohl wir den langsamsten Zug mit den günstigsten Plätzen gebucht hatten, hatten wir doch noch ein Fünkchen Hoffnung in einem der modernen und etwas komfortableren Züge zu landen. 🚄 Aber Pustekuchen. Ein stinknormaler, ein bisschen in die Jahre gekommener "Regionalexpress" stand bereit. 🚃 Und in dem sitzen wir noch immer. Die letzten drei Stunden liegen vor uns. Wir kamen tatsächlich zum Schlafen, wenn auch mit vielen Unterbrechungen weil man auf den unbequemen Sitzen kaum eine angenehme Position findet. Immerhin ist der Zug klimatisiert. Zu den Toiletten sage ich lieber nichts. Nur sind wir bei einer so langen Fahrt ohne Pause leider gezwungen sie zu nutzen. Aber hey, in nicht mal 24 Stunden verlassen wir China. Es war interessant, aber nun reicht es doch 😉
Mittwoch, 20. Juli 2016
Zurück aus der Wildnis
Unser Abenteuer Mongolei geht schon morgen früh wieder zuende. Letzten Freitag starteten wir unsere Camping-Tour in den Terelj/Tereldsch- Nationalpark auf eigene Faust. Vorher fix die wichtigsten Utensilien (Zelt, Isomatten, Gaskocher und eine Landkarte) besorgt, um sie nach Rückkehr weiter zu verkaufen, in den Bus gestiegen und nach 3 Stunden in Terelj am Rande des Nationalparks angekommen. Schon am ersten Tag (15.7.) ging es ereignisreich los. Ein Auto kam eine von Schlaglöchern übersähte SandPiste (steil bergauf) nicht hoch. Rucksäcke ab und mit angepackt. Kurz mit angeschoben und das Auto war oben. Da kam aber auch schon das nächste mit gleichem Problem um die Ecke. Diesmal aber alles Andere als einfach. Ruckzuck waren einige Männer aus dem Dorf plus Robert dabei (Ich war für die Fotos zuständig 😉) zu fachsimpeln und etliche Versuche zu starten. Das Auto aber blieb wieder und wieder stecken. Mit Anlauf, 5 Männern auf und am Auto (Dach anschließend natürlich mit Riesen Beule, aber wenn interessierts?! 😁), der richtigen Spur und Vollgas klappte es endlich. Nach Abschlussfoto ging es dann am Fluss entlang ein paar Kilometer weiter. Irgendwann stießen wir auf eine mongolische Familie, die hier am campen war. Sie winkten gleich einladend. Noch nicht mal Hallo gesagt, wurden uns schon Obstsalat, getrockneter Joghurt, getrocknete Algen, Bier, Wodka und Terelj (Kräutercola 👍) serviert. Nach netter Unterhaltung boten sie uns an, uns mit ihrem Geländewagen ans andere Flussufer zu bringen. Eine halbe Stunde später entdeckten wir unseren Traum-Schlafplatz auf der anderen Seite eines Flussarmes. Nach kurzem Strömungstest (absolute Schmerzgrenze...) schafften wir es auf die andere Seite.
Tag 2 und 3
Die folgenden Tage liefen wir viel, überquerten den Fluss noch öfter, bildeten uns ein, dass ein Bulle uns auf uns abgesehen hatte, saßen abends am Feuer, spielten MauMau, badeten im Fluss und nächtigten (bei Nachttemparaturen von <10°C) jedes Mal an anderer Stelle.
Tag 4 und 5
Unser Tag zu Pferd. 😊 Morgens ging es ins Dorf, um zwei Pferde zu organisieren. Und schon ging es ohne Guide in die Berge. Zuerst mussten die Pferde und wir uns aneinander gewöhnen. Strick statt Gerte, Holzsattel statt Ledersattel. Gewichtsverlagerung und Schenkeldruck bringen nicht viel, stattdessen Strick und "Tschu!" als Kommando. Der Reitweg war uns zu langweilig, also ging es die Berghänge querfeldein auf und ab. Wieder im Dorf angekommen fielen wir vor Müdigkeit einfach nur ins Zelt. Unser Bus sollte schließlich auch schon in der Früh fahren. Am folgenden Tag kamen wir wieder im Hostel an und nutzten ihn für Organisatorisches. Denn schon morgen (21.07.) geht es mit der Transsibirischen Eisenbahn auf nach Peking. Und jetzt wird einfach mal im Hostelbett gechillt. 😊
Donnerstag, 14. Juli 2016
Fast überstandene Odyssee
Nach 30 Stunden und 1500km mit Bus, Bahn, Marschrutka, privaten Kirgisen und Taxi sind wir endlich am Flughafen in Bischkek (Kirgisistan) angekommen. Nun sitzen wir pünktlich in der Flughafenhalle und haben sogar noch Zeit, ein paar Zeilen zu schreiben.
Die 20Stunden-Zugfahrt waren geprägt unglaublicher Hitze und verbrauchter Luft, sodass an Schlaf kaum zu denken war. In Almaty wurden wir schnell von unserem Taxifahrer auf die Palme gebracht. (Auch hier wurde mal wieder gefeilscht was das Zeug hielt. Aber nicht mit uns! 😉) Mit einem Minibus (Marschrutka genannt) ging es an die kasachisch-kirgisische Grenze. Anders als erwartet schmiss der Bus alle Passagiere statt in Bischkek schon kurz vor der Grenze raus. "Wie jetzt von der Grenze in die Stadt kommen?", stand wohl in unseren Gesichtern. Es dauerte nicht lange, da kam der Sohn einer Mitfahrerin, der seine Mutter von der Grenze abholte, auf uns zu und bot uns in perfektem Englisch an, uns mit in die City zu nehmen, for free. Und als ob das nicht genug wäre, bat uns die Mutter sogar noch an, kasachisches Geld in kirgisisches zu wechseln (Wir brauchten noch unbedingt was in der Landeswährung um das Taxi von der City zum Flughafen bezahlen zu können. Die Exchange-Schalter hatten nur leider alle bereits geschlossen.) Nach der Geldwechslerei rief die Mutter uns auch noch ein Taxi. Ihr glaubt nicht wie dankbar wir den beiden waren... Am Flughafen angekommen, wurden wir gleich von der kirgisischen Armee mit Sturmmaske und Kalaschnikow begrüßt. Schon in der ersten Sicherheitskontrolle haben sie unsere Rucksäcke gefilzt und wir mussten unseren Esbitkocher samt Tabletten zurücklassen -Sprengstoffgefahr. Aber wie ein kluger Mann mal sagte: "Das Leben ist kein Ponyhof." 😀 (Insider)
So, nun wartet auch schon der Flieger. Bis bald! 😘
Nachtrag: Wir sind gut gelandet. Machen uns morgen auf den Weg in die Steppe und sind wahrscheinlich erst Mittwoch wieder erreichbar. Byebye!
Dienstag, 12. Juli 2016
Astana (07.07.-12.07.)
Zum Glück sind die Kasachen selbst aber nicht so abgehoben. Wir haben es bisher kaum erlebt, dass mit Ausländern so freundlich umgegangen wird wie hier. Sobald jemand merkt, dass man Hilfe gebrauchen könnte, wird sofort alles in Bewegung gesetzt. Obwohl auch hier nicht viele Menschen englisch sprechen, ist das Zurechtfinden und in Kontakt kommen daher ein Leichtes. So hatten wir bisher so manche nette Begegnung. Beispielsweise konnten wir im Supermarkt einmal nicht die Butterpackung dem richtigen Preisschild (kyrillisch...) zuordnen. Eine Lappalie, aber Robert hat einen Mann neben uns, der auch suchte, angesprochen. Der hat erstmal selbst versucht, fünf Minuten den Preis herauszufinden, bevor er dann mit der Butter durch den Laden lief und einige Minuten später mit dem richtigen Preis zurück kam. Oder hier im Hostel: Am ersten Tag hatten wir uns überlegt, schwimmen zu gehen am Strand von Astana (ein bisschen Sand hier am Fluss). Als die Tochter der Hosteleltern das mit bekam, wollte sie unbedingt mit. Klar, dachten wir, kein Problem, wenn sie auch ein bisschen schwimmen will bei der Hitze, nehmen wir sie doch gern mit. Das Mädchen zeigte uns den Weg, erzählte uns was über die Stadt und als wir ankamen, verabschiedete sie sich plötzlich. Da erst begriffen wir: Sie ist einfach nur mitgekommen, um uns den Weg zu zeigen! Da waren wir baff. Es gibt viele andere Beispiele: Beim Ticketkauf für den Zug im unglaublich verwirrenden Bahnhof Astanas halfen uns zwei nicht englisch sprechende junge Männer. Der eine rief seine Schwester an, die gut englisch sprach und alles dolmetschte. Am Ende hielten wir tatsächlich unsere Fahrkarten in der Hand. Oder heute, als Stefan, jemand, den wir hier im Hostel kennen gelernt haben -aber dazu später mehr- auf der Suche nach einem Aufnäher (kasachische Flagge) für seine Hose war. Zufällig sahen wir einen Laden mit einem Nähmaschinen-Bild im Fenster. Rein und den Verkäuferinnen auf händisch und füßisch erklärt, was wir wollen. Den passenden Aufnäher gab's nicht, aber die eine Dame bat uns nach draußen. Sie führte uns in andere Läden und fragte jedes Mal nach unserem Anliegen. Beim dritten Mal hatten wir Glück. Die Flaggen (wir mussten dann natürlich auch eine mitnehmen) im Gepäck, verabschiedete sich die liebe Frau. Partout wollte sie kein Trinkgeld von uns annehmen. In Sachen Hilfsbereitschaft können wir uns von diesem Völkchen hier also so einiges abgucken...
Aber zurück zu uns: Wir haben die ersten drei Nächte in einem Hostel in der Südstadt, also dem neuen Teil Astanas verbracht und die letzten beiden im sowjetisch angehauchten Norden. Mit beiden Unterkünften hatten wir Glück. Es war (relativ) sauber, zentral, günstig und wieder mal mit netten Menschen die dort arbeiteten. Gewechselt haben wir nur, um noch mal einen anderen Eindruck von der Stadt zu gewinnen. Schon jetzt sind wir mit Österreichern, Koreanern, Holländern und Deutschen ins Gespräch gekommen. Zuletzt haben wir Stefan kennengelernt. Sein Motto: Mit dem (Holz-)Fahrrad von Berlin nach Schanghai. Die letzten beiden Tage saßen wir viel zusammen auf unserer Dachterrasse (19. Stock mit Blick auf die Neustadt ) und haben seinen Erzählungen gelauscht... Schaut mal hier, falls ihr interessiert seid, was man auf so einer "Radtour" so erlebt.
Nun ist es 19Uhr und unser Zug nach Almaty geht auch schon in drei Stunden. Das kann noch eine spannende Nacht werden. Wir kommen voraussichtlich am 13.07. gegen 17:00 in Almaty an. Am 14.07. um 04:00 geht aber schon von Bishkek aus (Almaty-Bishkek: 270km) der Flug nach Ulan Bator. Also drückt die Daumen, dass der Plan aufgeht! Wer sich wundert, dass wir so eng geplant haben: Wir hatten zuerst den Flug gebucht und dachten, dass es kein Problem sei, innerhalb der nächsten Tage einen Zug nach Almaty zu bekommen. Gerne wären wir schon Samstag oder Sonntag gefahren. Aber nein, es war alles ausgebucht. Unser Zug heute war der erste mit verfügbaren Plätzen...